Es war eine ganz kurze Email: Liebe Monika, leider kann ich morgen nicht an unserem WOL Circle teilnehmen. Gruss. Ich runzelte meine Stirn. Eine leichte Beunruhigung erfasste mich. Was war geschehen? Warum konnte sie nicht teilnehmen- sie, die seit Beginn nicht einmal den Circle versäumt hatte? Und dann nur so eine kurze Nachricht? Meine Sorge wuchs. War etwas geschehen??
Ich hielt einen Moment inne. Ich machte mir also Sorgen um einen Menschen, den ich nur virtuell kannte- mit Ausnahme einer kurzen unpersönlichen Begegnung an einer Konferenz. Der mir aber offensichtlicherweise etwas bedeutete. Wie die anderen 3 Circle Mitglieder auch- bei jedem hätte ich mir die gleichen Gedanken gehabt. Was war es, dass uns so verband, dass jeder bei Abwesenheit eine Lücke hinterliess?
Vor 10 Wochen waren wir noch Fremde. Wir kannten voneinander die Namen, in welcher Organisation wir arbeiteten, und unsere Motivation, einem WOL Circle beizutreten. Dementsprechend waren die zwei ersten Treffen noch ein wenig steif. Wir mussten uns zuerst kennenlernen, und ich als Moderator versuchte dafür zu sorgen, dass jeder gehört wurde und sich sicher fühlte, sich zu äussern. Dabei war es ein Vorteil, nichts voneinander zu wissen, keine gemeinsame Geschichte zu haben. Ohne Ballast ging es ums Wesentliche: Zusammen «Working Out Loud» auszuprobieren, etwas Neues anzugehen. Und das war auch schon die erste Bande: Neugier, Experimentierwillen und auch ein wenig Mut. Keiner von uns wusste, was die nächsten 12 Wochen genau bringen würden.
Schon bald erfuhren wir mehr übereinander. Ja, klar, die berühmte Übung «50 facts» aus Woche 5 gehörte natürlich dazu. Es gab lustige Übereinstimmungen, spannende Informationen und unerwartete Facetten aus dem Leben der Anderen. Doch viel wichtiger waren die Diskussionen über die eigene Einstellung gegenüber der Online-Präsenz, über Grosszügigkeit und Empathie, über das Aufeinanderzugehen und wie man selbst behandelt werden möchte. Die Meinung der anderen, ihre Erfahrungen und persönliche Geschichten und ihr input wurde so wichtig, dass es in Woche 9 hiess: Teilen wir die Top-Ten Ressourcen miteinander??
So lernten wir von und miteinander, machten mit gegenseitiger Unterstützung kleinere und grössere Schritte auf unser Ziel zu und nahmen aus WOL, was für uns jeweils passte. In gegenseitigem Respekt und mit geteilter Freude bei allem, was klappte und passierte. Es war eine Erfahrung, die nur wir miteinander teilten und die uns verband. Uns, fünf zumal Fremde, die nun ein gemeinsames Erlebnis hatten. Und die sich nun auf eine Weise kannten oder eben auch nicht kannten, wie es wohl nur ein WOL Circle hervorbringen konnte.
Mit wachsendem Vertrauen kam das Selbstvertrauen und das Verlangen, von sich aus beizutragen. Es brauchte mich als Moderatorin nicht mehr. Meine einzigen Aufgaben waren noch das virtuelle Meeting zu organisieren, die Einstiegsfrage zu stellen, und vielleicht hin und wieder die Diskussion zur nächsten Übung zu bringen. Der Circle war erwachsen geworden, hatte den Flow erreicht. Einfach perfekt!
Es war übrigens nichts. Nichts Schlimmes, nur gerade eine Zeit, in der WOL kurzfristig keinen Platz fand. Wir vereinbarten eine neue Zeit an einem anderen Tag um das nächste Circle Meeting abzuhalten. Denn allen war wichtig, dass möglichst alle Teilnehmer dabei sein konnten. Sonst war da wieder diese Lücke, diese fehlende Meinung zur nächsten Übung, die fehlende Perspektive zum Thema der Woche.
Schon bald würde der Circle zu Ende sein. Für mich ist jetzt schon klar, dass ich auch diese Teilnehmer nicht aus den Augen verlieren möchte, dass ich neugierig bin, was WOL in ihrem Leben weiter anstellen würde, und dass ich den wöchentlichen Austausch vermissen werden. Danke, liebe Circle Members, für das gegenseitige Vertrauen und die spannende, gemeinsame Reise!
Photo by Jorge Flores on Unsplash
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